Kunst & Kultur

Großkirchheim – Das historische Zentrum des Goldbergbaus

Über Jahrhunderte war Großkirchheim das Zentrum des Goldbergbaus in den Hohen Tauern. Großkirchheim hat eine ungemein wechselvolle Geschichte des historischen Goldbergbaus, war doch die Gemeinde über eine lange Zeitspanne der bestimmende Motor für den Abbau des legendären Tauerngoldes. Noch heute zeugen davon die vielen Gebäude aus dieser Zeit, sowie die einstigen Abbaustätten in den Bergen. 

Die Alte Schmelz war zur Zeit des Edelmetallbergbaus in Großkirchheim als Goldschmelze in Betrieb. Die eigentliche Schmelze befand sich ursprünglich auf der Ostseite des Zirknitzbaches. Aufgrund von wiederkehrenden Hochwassern verlegte sie Melchior Putz jedoch von 1529 bis etwa 1551 auf dessen westliche Seite.

Die alte Goldschmelze von Döllach wurde stilvoll revitalisiert und beherbergte bis zum Jahr 2016/2017 die Nationalparkverwaltung Kärnten. Heute ist darin ein Veranstaltungssaal untergebracht.


Mitte des 18. Jahrhunderts wurden hier in Döllach, wo aus der Zeit des Goldbergbaus noch die Aufbereitungsanlagen und als günstige Energiequelle die Wasserkraft der Zirknitz zur Verfügung standen, jährlich 600 bis 700 Zentner Zink gewonnen. Das Grundmaterial Galmey wurde mit schweren Pferdefuhrwerken aus Bleiburg bei Villach herangeschafft. In der Zinkhütte wurde es zermahlen, geschlemmt und gewaschen und schließlich in speziellen Tonröhren geschmolzen. Trotz allen Fleißes der Belegschaft war der Betrieb unrentabel, verursachte doch der Transport des Galmey auf dem weiten Weg enorme Kosten.

Obwohl Zink aus Ungarn viel billiger eingeführt werden konnte, hielt der Staat die verlustreiche Zinkproduktion in Döllach aus sozialen Gründen überraschend lang am Leben. 

 

„GAIA ZULIEBE“ - HOMMAGE AN CORNELIUS KOLIG IN GROSSKIRCHEIM

Anlässlich des Ablebens des Kärntner Künstlers Cornelius Kolig (1942 – 2022) hat die Gemeinde Großkirchheim mit Bürgermeister Peter Suntinger die Ausstellung „GAIA ZULIEBE“ in Europas ältester Zinkhütte /Kohlbarrn in Großkirchheim erneut eröffnet.

Die Ausstellung „GAIA ZULIEBE“ in der Zinkhütte in Großkirchheim wurde 2018 von Kolig zum ersten FORUM ANTHROPOZÄN konzipiert. Mit seiner auf Planen dargestellten Werkgruppe in Form eines überdimensionalen Kreuzes, rückte Kolig mit seiner Installation das Verhältnis von Mensch und Natur in den Mittelpunkt der Betrachtung.

Dabei verleihte der Künstler seiner Zivilisationskritik in zum Teil ironisierenden und aufrüttelnden Kompositionen Ausdruck. So wird der Betrachter ins wild-schöne Lilienfeld von Koligs Paradies „verführt“, um beim nächsten Blick Selbstzerstörung über die Installation „GAIA ZULIEBE / SPRING“ offeriert zu bekommen. Die Installation Koligs im Original – eine überdimensionale Malerpalette in Herzform mit aufgelösten Farbschichten in Form von Emailquadraten, großen Lettern aus Profilblech und einem stählernen Stachel in der Falllinie  - steht in Arnoldstein, an der italienischen Grenze.

In einer weiteren fotografischen Darstellung auf Plane mit dem Titel „Selektionsumkehr, 1990, auf Froschwanderwegen, Stahlnagel in Kunstfrosch aus Lehm, lässt Kolig im Betrachter Bilder auftauchen, wie unsere technophile Bevölkerung in einer ironisierten Umkehrung des Verhältnisses von Mensch & Natur an ihre Grenzen stoßen könnte.

Die Quintessenz dieser künstlerischen Auseinandersetzung von Mensch und Natur liegt in der Selbstzerstörung des Menschen, um der Erde die Chance zu geben zu überleben.

War Cornelius Kolig einst von der FPÖ als „Fäkalkünstler“ bezeichnet, hat sich der Großkirchner Bürgermeister Peter Suntinger, schon längst davon distanziert: „Cornelius Kolig hat sich ohne sich beirren zu lassen, mit den wichtigsten Fragen der Menschheit beschäftigt. Er hat ein Lebenswerk hinterlassen, das aufrüttelt und nachdenklich macht. Wir freuen uns, dass wir die Ausstellung hier im Kohlbarrn erneut für die Bevölkerung und Gäste öffnen können“.

Für Sabine Seidler, Initiatorin vom FORUM ANTHROPOZÄN „ist Cornelius Kolig einer der spannendsten und wichtigsten zeitgenössischen Künstler Österreichs. Die Bedeutung seines Gesamtkunstwerk „Paradies“ in Vordernberg wird vielen erst bewusst werden. Kolig war aber nicht nur ein großartiger, unermüdlicher künstlerisch Schaffender, sondern auch ein wunderbarer Mensch und Freund.“

Die Ausstellung im Kohlbarrn/Großkirchheim ist täglich von 09.00 – 18.00 Uhr kostenlos zu besichtigen.



Kunst des Lebens

My Space 192 wurde im Jahr 2018 in Döllach, in einem weitläufigen Tal im österreichischen Bundesland Kärnten gelegen, realisiert. Darin begegnen sich Architektur, Skulptur und Natur. Durch diese Verknüpfung wurde ein architektonisches Objekt verwirklicht, das minimalistisch gestaltet ist und mehrere Funktionen besitzt.

Bei der Umsetzung von Projekten aus der Kategorie site-specific basiert der Sinn eines Werkes auf der vorläufigen Festlegung einer kulturellen Matrix, die sich auf historische, architektonische und topografische Aspekte des jeweiligen Ortes bezieht.

Architektur

Den Hintergrund für die Form von My Space 192 bildet eine alte Bausubstanz mit steinerner Oberflächenstruktur in dörflicher Umgebung. Architektonisches Denken im Schaffen von Max Seibald war zunächst in den Kompositionen mit dem Titel Urban Form präsent. Das darin enthaltene Modell der Form VIII, ein in der In-situ-Ästhetik gehaltenes Projekt, das als Kunst aus dem Potenzial des Ortes hervorgeht, lieferte den Anstoß für die Entstehung von My Space 192. Sein zeitloser Wert ergibt sich aus der homogenen Struktur, einer minimalistischen Gestaltung und aus eigenen innovativen Lösungen. Für das bereits vorher bestehende Gebäude war seine Umwandlung in eine bedeutende Form mit dem Namen My Space 192, nun als Wohnhaus renoviert, eine neue Chance. Es handelte sich um einen symbolischen Akt, in dessen Rahmen ein bis dahin verlassener Ort erneut in den sozialen und kulturellen Raum von Döllach aufgenommen wurde. Die Sprache des Objekts knüpft zwar an das ursprüngliche architektonische Umfeld an, viel wichtiger ist jedoch, dass es eine völlig neue Funktion bekam.

 

Skulptur

Was macht ein Objekt zur Skulptur? Es ist das Verhältnis von Form und Raum, der lineare Charakter der Oberfläche, der Prozess der Intervention (mit dem Ziel, die ursprüngliche Struktur zu verwandeln), der visuelle Charakter des Objekts, dessen Baukörper vor dem Hintergrund der ortsplanerischen Lösungen zur Skulptur wird, sowie der persönliche Einsatz des Künstlers, der ganz konkrete Vorteile mit sich bringt. Die Skulptur von My Space 192 strebt nicht nach ihrer Verortung innerhalb der objektiven Wirklichkeit, vielmehr richtet sie sich an die wahrnehmbaren Phänomene in der Umgebung. Der Baukörper bricht mit visuellen Konventionen und verändert die Proportionen in der Landschaft. My Space 192 appelliert an ein ästhetisches Erlebnis und seine Sprache verbindet die vorgefundene mit der modernen Architektur. Es modifiziert das Erscheinungsbild des Ortes, wobei es das traditionelle Aussehen vorwiegend beibehält. Der nüchterne Baukörper basiert auf einer logischen Ordnung der Proportionen, einer präzisen Ausführung und kühner Materialwahl, er birgt einen hell erleuchteten Innenraum, der im Zuge der Dekonstruktion in einen spektakulären Ausstellungsort verwandelt wurde. Im Innenraum von My Space 192 herrscht ein starker Kontrast zwischen seinen Konstruktionselementen und einzelnen Flächen. Lichtstrahlen, die durch die Fensterscheiben fallen, füllen den dreidimensionalen Innenraum des Hauses – der Skulptur – mit Bildern aus Licht und Schatten.

 

Natur

Die gekonnt eingesetzten Materialien ergeben ein visuelles Paradoxon. Denn die Harmonie von My Space 192 folgt dem Prinzip der Kontraste. Das Gewicht und die Leichtigkeit der Skulptur spiegeln das Gleichgewicht der Proportionen in der Ordnung der Natur wider. Aus den Kontrasten, die zwischen Wasser, Fels, Natur, Luft und Erde bestehen, schöpft Max Seibald Inspirationen für sein Schaffen. Die natürlichen Werkstoffe halten die Form zusammen, sie erlauben uns die verschiedenen Flächen des Werks zu erkennen und bestärken uns in der Überzeugung von der Echtheit der Kunst, die durch die Materie im Kontinuum der Zeit existiert. Mit großer Sorgfalt hat der Künstler nach den Baumaterialien gesucht, die entweder natürlicher Art wie zum Beispiel Stein, Holz, Lehm und Schafwolle oder langlebig wie Holz oder Metall und Glas sind.

Text: Anna Maria Kramm

my space 192 - Wohnhaus und Atelier Seibald, Großkirchheim (bigsee.eu)


Beim Mentlhaus handelt es sich um ein kombiniertes Wohn- und Wirtschaftsgebäude, das zwischen 1650 und 1670 errichtet wurde. Das Gebäude stand bis 2012 in der Ortschaft Sagritz. Gebäudeeigentümer war zuletzt Johann Fleißner, vlg. Mentl in Sagritz.

Es ist eines der letzten Bauernhäuser aus dieser Zeit, welches durch die Initiative der Gemeinde nicht außer Landes verkauft wurde. Dank der Unterstützung und dem Zuvorkommen des ehemaligen Eigentümers konnte das Gebäude über Winter noch stehen bleiben. Mit dem Abtragen und wieder Errichten wurde 2013 begonnen und es wurde Brett für Brett in der Sport- und Freizeitanlage in Döllach wieder aufgebaut. 


Das Gewerkenhaus „Putzenhof“ wurde etwa in den Jahren 1540—1560 von Melchior Putz von Kirchheimegg erbaut. Der Hof diente zunächst als Landgut und später Goldgräbern als Wohn– und Arbeitsstätte, wovon insgesamt  drei kleine Schmelzöfen zeugten. Als im vorigen Jahrhundert der letzte Bewohner auszog, verfiel der Bau zur Runine und war nur mehr als Scheune genutzt. Beim Wiederausbau in den Jahren 1970 bis 1980 gemachte Grabungsfunde bestätigten Vermutungen, wonach hier schon im Altertum ein Gebäude existierte. Dies dürfte der Grund für Sagen und Legenden sein, die sich um den Putzenhof ranken. Heute beherbergt das Haus ein Restaurant; sehenswert sind die wuchtigen Steingewölbe und Mauern, die einen stimmungsvollen Eindruck vom Leben in der „goldenen Zeit“ Großkirchheims geben. 


Besonders markant sticht das Schloss Großkirchheim aus dem Ortsbild hervor, das sich am Nordeingang des Ortes befindet und aufgrund seiner weitreichenden Bedeutung das heutige Gemeindewappen ziert. Vollendet wurde
dieses Bauwerk vermutlich um 1561 durch Melchior Putz. Das Schloss diente ehemals als Amtshaus, der mit dem Goldbergbau beauftragten „Gewerken“ und zusammen mit dem benachbarten kleineren „Schlössl“ auch als Wohnsitz der vom Salzburger Erzbischof mit den Schürfrechten belehnten Adelsfamilien. Früher beherbergte es noch ein Heimatmuseum, das Einblicke in die Geschichte, die Technik und die praktische Arbeit des Goldbergbaus gewährte. Im Jahr 2018 ging das Schloss aber erneut in Privatbesitz über.

Das etwa 500 Jahre alte Wohnschlössl der Gewerken ist auch als Putzenschlössl, Bräuhaus oder Köberschlössl bekannt und blieb bis heute in seiner ursprünglichen Bausubstanz erhalten. Mit seinem alten Pferdestall, der Sattelkammer mit ihren Säumerstätten und einer Schmiede erlaubt es einen Blick auf das Leben der Säumer, die im Mittelalter ihre Fracht – hauptsächlich Wein und Salz – auf Pferderücken zwischen Gemona und Salzburg über den Tauernkamm transportierten. Seit 1983 befindet sich das Schlössl in Privatbesitz und wird bewohnt. 


Historische Gebäude in Großkirchheim